"Du musst jetzt einfach Geduld haben!"

Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Vor allem wenn mein Körper mich aus voller Fahrt einbremst. Ja, ich saß neulich zuhause um meinen Virus auszukurieren, was gefühlt schon viel zu lange gedauert hatte. Gut gemeinte unterschiedliche Ratschläge von lieben Menschen hatte ich inzwischen sehr viele gehört, aber einer war immer dabei: "Du musst jetzt einfach Geduld haben!" Auch ich benutze diesen Satz häufig in meiner Praxis und durfte selbst mal wieder erfahren, wie es sich anfühlt ihn zu hören. 

Ich hatte lange überlegt, ob ich diesen Artikel so offen und ehrlich über mich schreibe. Sollte ich als Therapeutin nicht perfekt damit umgehen können und völlig entspannt sein? Die meiste Zeit gelang es mir recht gut und dann kam der Punkt, an dem ich nach der Sinnhaftigkeit der Erkrankung fragte. Wofür ist das gut? Im Nachhinein war ich bisher immer schlauer und konnte mit der durchlebten Situation oder Lebenskrise meinen inneren Frieden schließen. Ja meistens sogar dankbar dafür sein. Mein Burnout hat mich beruflich nochmal komplett neu anfangen lassen. Durch die eigenen schmerzhaften Erfahrungen mit toxischen Beziehungen in meinem Leben, konnte ich schon sehr vielen Menschen Mut machen und einen Weg daraus aufzeigen. Immer dann, wenn gefühlt ein Tornado durch mein Leben gerauscht ist und kein Stein mehr auf dem anderen stand, durfte ich danach etwas viel Besseres entstehen lassen. Das Vertrauen ins Leben zu lernen und Hilfe annehmen zu können, von lieben Menschen an meiner Seite, die ich vorher z. T. gar nicht wahrgenommen hatte, war das größte Geschenk aus schwierigen Situationen heraus. Vielleicht ist es gerade im Moment meine Aufgabe diesen Artikel zu schreiben, um auch jetzt wieder anderen Menschen Mut zu machen. Ja ich wusste der Tag würde kommen, an dem ich mich wieder gut fühle. Egal wie aussichtslos oder verfahren eine Situation auch scheint - mit Hilfe ist es immer einfacher. Inzwischen geht es mir wieder gut - Dank Hilfe und viel Geduld!